Impuls

06.08.2021

Was die Welt uns spiegelt




„Die Welt ist wie ein Spiegel, in welchem jeder sein eigenes Antlitz entdeckt.“ (William Thackeray)





Was die Welt uns spiegelt



Wir befinden uns im Seminar. Auf meine Frage hin: „Was belastet?“ antwortet Anette: „Ich bekomme zu wenig Anerkennung. Ich gebe so viel und habe das Gefühl, dass es nicht gesehen wird. Ja, im Gegenteil: wenn ich etwas vergesse oder wenn mir ein Fehler unterläuft, bekomme ich noch einen auf den Deckel.“

Ich frage: „Wenn du dies erlebst: Was denkst du über dich, die Situation und den anderen?“ –  „Na ja: Ich frage mich: Warum sieht niemand, was ich leiste?“  – „Du machst dir also viele Gedanken darüber?“ – „Ja. Zunehmend.“ – „Welche Gefühle löst dies aus?“, frage ich. „Frust, Wut, Enttäuschung und das Gefühl von Ohnmacht.“ – „Wenn du diese Gefühle hast, wie zeigt sich das bei dir?“ – „Ich glaube, ich werde zickig.“ – „Glaubst du, dass dein Verhalten bei den anderen etwas auslöst?“ –„Das kann schon sein.“ – „ Denkst du, sie sind motiviert, dir Anerkennung zu schenken?“ – „Hm… wohl eher nicht.“ – „Was denken wohl die anderen?“ – „Wohl, dass sie mich besser in Ruhe lassen sollen!?“



Meinen Anteil am Kreislauf erkennen




Wir alle brauchen Anerkennung – die einen mehr, die anderen weniger.
Was aber, wenn die Anerkennung ausbleibt? Man gerät innerlich unter Druck und in Stress. Und dadurch wird der eine unter Umständen eher zickig und patzig. Der andere reagiert vielleicht zurückweisend oder zieht sich eher zurück. Jede und jeder hat eine eigene Strategie, damit umzugehen. Was wir meist nicht erkennen: Mein eigenes Verhalten hat Auswirkung auf das Gegenüber und beeinflusst das Gegenüber. Je mehr wir also Mangel in uns spüren, desto weniger erhalten wir unter Umständen, weil die Welt uns unseren inneren Mangel spiegelt.



Dazu eine Geschichte: Der Tempel der tausend Spiegel



In Indien gab es den Tempel der tausend Spiegel. Dieser lag hoch oben auf einem Berg. Eines Tages erklomm ein Hund den Berg. Er lief die Stufen des Tempels hinauf und betrat den Tempel der tausend Spiegel: Als er in den Saal mit den Spiegeln kam, sah er tausend Hunde. Er bekam Angst, sträubte das Nackenfell,  knurrte furchtbar und fletschte die Zähne. Und tausend Hunde sträubten das Nackenfell, knurrten furchtbar und fletschten die Zähne. Voller Panik rannte der Hund aus dem Tempel und glaubte von nun an, dass die ganze Welt aus bedrohlichen Hunden besteht. Einige Zeit später kam ein anderer Hund den Berg herauf. Auch er betrat den Tempel der tausend Spiegel: Als er in den Saal mit den tausend Spiegeln kam, sah auch er tausend andere Hunde. Er aber freute sich. Er wedelte mit dem Schwanz, sprang fröhlich hin und her und forderte die Hunde zum Spielen auf. Dieser Hund verließ den Tempel mit der Überzeugung, dass die ganze Welt aus netten, freundlichen Hunden besteht, die ihm wohl gesonnen sind.



Impulsgedanken: Meinen Einfluss wahrnehmen



Wir nehmen uns oft getrennt von der Welt wahr und sehen die Welt als unser Gegenüber. Wir erwarten, dass die Welt uns anerkennend und freundlich begegnet. Dabei sind wir Teil der Welt. Wir werden wahrgenommen und gesehen. Wir beeinflussen unser Umfeld durch unsere Einstellung, unsere Gefühle und unser Verhalten.

  • Wie wäre es, wenn Sie sich morgens im Spiegel anlächeln? Dann bekommen Sie sofort ein positives Feedback 😉
  • Ich weiß: es gibt Situationen im Leben, in denen man denkt: „Was? Jetzt bin ich schuld daran, wie die Welt mir begegnet? Jetzt soll auch noch ich mich ändern? Das ist doch nicht gerecht?“ Oder: „Das schaffe ich nicht. Dazu habe ich keine Kraft.“
    – Alles beginnt mit der Akzeptanz dessen, was im Moment ist.
    – Die zweite Frage lautet dann: Worin besteht mein Einfluss? Das Bild vom Spiegel kann diesen Einfluss bewusst machen.
  • Es ist nicht immer schnell ersichtlich, was mir das Leben gerade spiegeln möchte. Wenn Sie sich neugierig fragen: „Was soll das jetzt? Was will mir das jetzt zeigen?“ dann braucht es vielleicht ein bisschen Geduld, bis die Antwort in Ihnen auftaucht.
  • Geben Sie sich selbst und der Welt das, was Sie sich von der Welt wünschen. Das klingt vielleicht anstrengend. Aber es zeigt: Sie haben Einfluss. Sie können sich und andere anerkennen.
  • Albert Einstein sagte: „Unsere wichtigste Entscheidung ist, ob wir das Universum für einen freundlichen oder feindlichen Ort halten.“ Wenn die Welt ein Spiegel unserer Einstellung ist, dann werden wir am Ende in unserer Meinung bestätigt werden – egal, wie die Antwort in uns ausfällt.


Dazu eine Übung




Vollenden Sie spontan den Satz: „Die Welt ist voll von…“
Welches Wort fällt Ihnen ein? Wie fühlt es sich an, wenn Sie sich vorstellen, dass die Welt Ihnen diesen Satz wiederspiegelt? Wollen Sie das? Was wollen Sie vielleicht statt dessen?



Zurück zur Situation



Im Seminar stelle ich Anette die Frage: „Wie vollendest du den Satz: „Die Welt ist voll von…“? – Spontan ergänzt Anette: „Die Welt ist voll von Egoismus und Ignoranz.“ – „Wie fühlt sich das an, wenn du das denkst?“ – „NIcht gut…“ – „Wie könnte ein positiver Satz für dich lauten?“ – „Die Welt ist voller Anerkennung und Wertschätzung! Das fühlt sich spontan besser an, auch wenn ich es nicht so sehe.“ – „Manchmal braucht es etwas länger, bis wir eine Veränderung unserer inneren Haltung im Außen wahrnehmen.“





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