Montagsimpuls

09.05.2025

Habe ich es doch gewusst!




„Wer nicht steuert, darf sich über den Kurs nicht wundern.“ (Weisheit)





Zur Situation



„Vor kurzem war ich mit meinem Mann wandern“, erzählt Carola. „An einer Weggabelung waren wir unsicher, welchen Weg wir nehmen sollten. Mein Bauchgefühl sagte mir, dass wir nach rechts gehen müssten. Mein Mann hingegen war überzeugt, dass links richtig sei. ‚Na gut‘, dachte ich, ‚er soll entscheiden.‘ Je länger wir gingen, desto klarer wurde jedoch, dass wir uns verlaufen hatten. Schließlich mussten wir umkehren. Ich sagte zu ihm: ‚Ich habe es mir gleich gedacht, dass das der falsche Weg ist.‘ Daraufhin fragte er mich: ‚Und warum hast du dann nichts gesagt?‘ … Da fühlte ich mich ertappt.“

Neugierig frage ich Carola: „Und warum hast du nichts gesagt, als ihr an der Weggabelung standet?“ Sie zögert kurz, bevor sie antwortet: „Ganz ehrlich? Ich habe die Verantwortung abgegeben. Das war bequemer. Als dann klar wurde, dass er falsch lag, konnte ich mich überlegen fühlen und sagen, dass ich es ja von Anfang an gewusst habe. So habe ich mich davor gedrückt, diejenige zu sein, die am Ende schuld ist, falls es schiefgeht.“



Weshalb wir Verantwortung abgeben



Die Situation von Carola ist sicher nicht ungewöhnlich… Es gibt verschiedene Gründe, warum wir uns davor scheuen können, Verantwortung zu übernehmen. Hier folgen nun ein paar gängige Gründe:

1. Wie im Beispiel von Carola spielt oft die Angst eine Rolle, sich angreifbar zu machen – insbesondere, wenn andere eine andere Meinung vertreten und sich später herausstellt, dass wir uns geirrt haben. Verantwortungslosigkeit wird dann wie ein Schutzschild genutzt, um Kritik zu vermeiden. Eine typische Einstellung lautet: „Lieber halte ich mich zurück – denn falls ich falsch liege, stehe ich nachher schlecht da.“




2. Indem wir die Verantwortung anderen übertragen, bewahren wir uns die Möglichkeit, im Falle eines Scheiterns die Schuld auf sie zu schieben. Indem wir andere abwerten, fühlen wir uns kurzfristig überlegen. „Soll doch er entscheiden – dann kann ich ihm später sagen, was er falsch gemacht hat.“
3. Verantwortung abzugeben kann somit eine Strategie sein, um Konflikte oder die Angst vor Fehlern zu umgehen. Doch dies bedeutet, dass wir die Kontrolle über die Situation aufgeben und unseren Einfluss nicht nutzen. Auf Dauer kann dies ein wachsendes Gefühl der Ohnmacht hervorrufen – das Gefühl, von anderen oder vom Leben getrieben zu werden, anstatt das Leben selbst zu gestalten: „Er hört wahrscheinlich sowieso nicht auf mich, also sage ich lieber nichts und lasse es geschehen.“


Woher kommt das?




Hinter diesem Verhalten steht häufig ein tief verwurzeltes Muster aus der Kindheit. Viele von uns haben erlebt, dass Entscheidungen oft von anderen – Eltern, Lehrern oder Freunden – getroffen wurden. Diese Prägung kann dazu führen, dass wir auch als Erwachsene darauf warten, dass andere die Richtung vorgeben.
Der erste Schritt, um dieses Muster zu durchbrechen, liegt darin, es zu erkennen und bewusst zu hinterfragen.



Und wenn wir Verantwortung übernehmen?



Verantwortung zu übernehmen kann herausfordernd und anstrengend sein – das kennt wohl jeder. Auch deshalb, weil wir oft genau den Befürchtungen begegnen, die zuvor genannt wurden. Doch gerade in diesen Momenten können wir wachsen: Indem wir im Hier und Jetzt handeln und dem Anspruch des Augenblicks gerecht werden, stärken wir uns selbst und entwickeln ein immer klareres Bewusstsein für unseren Einflussbereich. Am Ende gewinnen wir entscheidende Ressourcen für unsere seelische Kraft: die Erfahrung von Selbstwirksamkeit sowie die Übernahme von Selbstverantwortung.



Abschließend



Am Ende zieht Carola ein Fazit: „Ich weiß, dass das ein Muster von mir ist. Beim nächsten Mal versuche ich, meinen Spielraum zu nutzen und die Verantwortung mit zu übernehmen – einfach, weil es meinem Mann gegenüber fairer ist.“ – „Welcher Einstellungssatz kann dir dabei helfen?“, frage ich sie. „Vielleicht: ‚Ich stehe zu meiner Meinung. Im Bewusstsein, dass auch ich mich irren kann.‘  Am Ende fühlt es sich ja auch viel besser an, nicht nur ‚Ich hab’s doch gesagt!‘ zu denken, sondern tatsächlich auch mal Recht zu haben…“ 😉






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